Abschlussübung der Freiwilligen Feuerwehr Wiesloch am vergangenen Samstag
Eine Situation, die so hoffentlich nie Realität werden wird: der Löschzug der Wieslocher Feuerwehr braust mit Sondersignal zur Kurpfalzwerkstatt im Gewerbegebiet „In den Weinäckern“. Einsatzleitwagen, 1. Löschfahrzeug, Drehleiter und Tanklöschfahrzeug – „volles Programm“! Die Brandmeldeanlage der Werkstatt hatte Alarm ausgelöst.
Dass es sich leider nicht um einen Fehlalarm handelt, wird den Einsatzkräften rasch klar, denn am Eingang empfängt sie ein völlig aufgelöster Betriebsangehöriger. „Im Lager müsse es brennen, alles stünde unter Rauch“, so der Mitarbeiter, der offensichtlich unter Schock steht. „ Ja, es werden auch noch Kollegen vermisst“, erfährt Einsatzleiter Karlheinz Schweinfurth von dem Mann. Ein Blick in die Brandmeldezentrale mit den Laufkarten und Plänen erlaubt eine erste Orientierung in dem weiträumigen Objekt. Während der Fahrt hatten sich die beiden ersten Einsatztrupps bereits mit Atemschutz ausgerüstet. Mit ihrer Ausrüstung – darunter auch eine Wärmebildkamera – dringen sie in den verrauchten Bereich ein. Sie wissen, dass sie die vermissten Mitarbeiter schnell finden und in Sicherheit bringen müssen. Der Einsatzleiter weist die übrigen Kräfte ein. Zuvor hatte er umfangreiche Verstärkung angefordert. Glücklicherweise ist das 2. Löschfahrzeug schon kurz vor der Einsatzstelle und wird gleich da sein. Alles muss jetzt Hand in Hand und vor allen Dingen schnell gehen, damit die Mitarbeiter möglichst unverletzt gerettet werden können. Trotz der großen Anspannung laufen die Rettungsarbeiten in geordneten Bahnen. Nur die Fahrzeuge, die auf dem Firmengelände unbedingt benötigt werden, beziehen dort auch Stellung. Die übrigen Fahrzeuge bleiben auf der Straße stehen, auch die große Drehleiter. Da die Werkstatt-, Verwaltungs- und Therapiegebäude eingeschossig sind, kann dieses mal auf die wertvollen Dienste des Hubrettungsgeräts verzichtet werden. Das heißt natürlich nicht, dass es für die Fahrzeugbesatzung nichts zu tun gibt: Der Einsatztrupp nimmt einen großen Lüfter vor, mit dem der Brandrauch zurückgedrängt werden kann. Dann stehen diese Einsatzkräfte wie auch die Besatzung des Tanklöschfahrzeugs als Reserveatemschutztrupps zur Verfügung. Mit einem großen Gerätewagen mit Ladebordwand werden weitere Atemschutzgeräte herangeschafft. Nicht sichtbar für die zahlreichen Zuschauer, unter ihnen Bürgermeisterin Ursula Hänsch sowie die ehrenamtlichen Stellvertreter des Oberbürgermeisters Klaus Rothenhöfer und Jürgen Adam, werden auf der Gebäuderückseite die ersten Mitarbeiter aus dem Gebäude getragen. Intensiv und fieberhaft wird von mehreren Trupps nach deren weiteren Kollegen gesucht, was aufgrund der starken Verqualmung nicht einfach ist. Die Raucherzeuger der Feuerwehr sorgen mit ihrem „Diskonebel“ für erschreckend realistische Bedingungen. Mit vereinten Kräften werden auch die letzten beiden Mitarbeiter aufgefunden und rasch in Sicherheit gebracht. Im gegenüberliegenden Therapiegebäude können sie, geschützt vor den Unbilden der Witterung, medizinisch erstversorgt werden. Nach der Rettung dieser Personen können sich die Einsatzkräfte ganz auf die Brandbekämpfung konzentrieren. Bald ist auch dieses Ziel der jährlichen Abschlussübung der Wieslocher Feuerwehr erreicht und die Zuschauer haben nun selbst Gelegenheit, sich die Örtlichkeiten zu betrachten. Da die Räume immer noch leicht verraucht sind, können sie sich in etwa vorstellen, was hier noch vor wenigen Minuten los war.
Als Ludwig Sauer, der gemeinsam mit Orhan Bekyigit die Übung ausgearbeitet hat, gerade ein paar erklärende Worte an die Zuschauer richten will, ertönen die Meldeempfänger der Wehrleute. Die Leitstelle meldet einen schweren Verkehrsunfall auf der B 39 bei Mühlhausen: ein PKW mit zwei Insassen ist einen Abhang teilweise hinabgestürzt und droht weiter abzurutschen. Jetzt ist auch ganz real richtig Eile geboten. Ein Teil der Helfer macht sich unverzüglich mit dem Rüstwagen und dem Einsatzleitwagen auf den Weg, die restliche Mannschaft verstaut die Gerätschaften in den übrigen Fahrzeugen.
Danach findet eine Nachbesprechung der getroffenen Maßnahmen und eine Begehung der Räumlichkeiten statt. Abteilungskommandant Jürgen Bodri nutzt dabei die Gelegenheit, sich bei den Zuschauern für ihr Interesse und bei seinen Leuten für das gezeigte Engagement zu bedanken. Besonders dankt er aber den sieben Jungfeuerwehrmännern, die als Verletzte fungierten, sowie den Verantwortlichen der Lebenshilfe Wiesloch, welche die Räumlichkeiten großzügig und sehr kurzfristig zur Verfügung gestellt haben. Hermann Neu, Armin Gilbert und Andreas Bopp, die selbst als freiwillige Feuerwehrleute in Hoffenheim bzw. in St. Leon engagiert sind, hatten sich diesen Nachmittag extra freigehalten und standen ihren Wieslocher Kameraden für alle Fragen zur Kurpfalzwerkstatt zur Verfügung.
Info: Für die Bilder danken wir unseren Haus- und Hof-Fotografen Thomas Junkert und Reinhold Hirth. Ein Dankeschön auch an Marvin Detloff von der Jugendfeuerwehr Walldorf.
Geschrieben von Ludwig Sauer