Sonntag morgen, kurz vor 4.00 Uhr: Mit einem eindringlichen Piepston ist die Nachtruhe für die Wieslocher Feuerwehrleute schlagartig beendet. „Hilfeleistung – Verkehrsunfall“ lässt die Meldung auf dem Display des Meldeempfängers nichts Gutes erahnen. Wenig später verlässt als erstes der Vorausrüstwagen mit vier Mann Besatzung das Feuerwehrhaus in der Baiertaler Straße in Richtung Autobahn A 6. In kurzen Abständen folgen der schwere Rüstwagen, das Tanklöschfahrzeug und der erste Mannschaftswagen mit dem Verkehrsabsicherungsanhänger. Da die Leitstelle gleich mehrere beteiligte Fahrzeuge und mehrere Unfallopfer meldet, rückt auch noch das Löschgruppenfahrzeug an diesem letzten Sonntag im November aus. Später müssen auch noch der Transport-LKW und der zweite Mannschaftswagen nachgefordert werden. Da beim Eintreffen der ersten Feuerwehrfahrzeuge noch kein Rettungsdienst vor Ort ist, müssen sich die Wehrleute gleichzeitig um die Schwerverletzten und um die technische Rettung mit hydraulischem Gerät kümmern. Nach und nach treffen dann mehrere Rettungswagen, Notärzte später auch Feuerwehrseelsorger an der Unfallstelle ein. Erst fünf Stunden später wird dieser Einsatz beendet sein. Die traurige Bilanz dann: zwei getötete junge Leute, ein lebensgefährlich Verletzter, mehrere Leichtverletzte und viel menschliches Leid.Glücklicherweise war nicht jeder der 165 Einsätze, zu denen die Wieslocher Feuerwehr im vergangenen Jahr ausrücken musste, so belastend wie dieser oder so aufwendig wie beispielsweise die drei Großbrände in Walldorf, bei denen die Wehrleute der Weinstadt ebenfalls Hilfe leisten mussten und die Nachbarwehr unterstützten. Meist sind die Einsätze auch nicht so in der Öffentlichkeit präsent wie das Explosionsunglück in Malsch kurz vor Weihnachten oder der gleichzeitige Brand von drei LKW’s zwischen Speyer und Hockenheim wenige Tage zuvor. Eine große zeitliche Beanspruchung stellen die 165 Einsätze für die ehrenamtlichen Helfer aber schon dar. Sowohl die Familien der Feuerwehrmänner und -frauen, als auch deren Arbeitgeber müssen daher viel Verständnis für deren besonderes Engagement aufbringen. Verständnis und Unterstützung wird aber auch von den politischen Entscheidungsträgern verlangt, denn diese müssen selbst in Zeiten knapper Kassen die erforderlichen Mittel bereitstellen, damit die notwendige Ausrüstung auf dem laufenden Stand gehalten werden kann.Doch zurück zur Einsatzstatistik, welche die Wieslocher Feuerwehr dieser Tage vorgelegt hat:Das Gros der Alarme galt wiederum den technischen Hilfeleistungen. Hierunter fallen alle Einsätze, die keine Brandbekämpfung, medizinische Notfallhilfe oder Fehlalarme darstellen. Gut jeder zweite Einsatz, nämlich genau 80 in 2009 waren in diesem Bereich zu bewältigen: neben dem oben geschilderten Verkehrsunfall und einem ähnlich tragischen gleich Anfang des Jahres ebenfalls auf der A 6 musste bei 16 weiteren Verkehrsunfällen Hilfe geleistet werden. In sieben dieser Fälle mussten Personen mit hydraulischem Rettungsgerät aus ihrer Notlage befreit werden. Bei drei anderen Einsätzen waren besondere Schutzmaßnahmen zu ergreifen, da Gefahrgutstoffe beteiligt waren. Unspektakulärer ging es zu, wenn Öl auf Verkehrswegen oder auf Gewässern gebunden und beseitigt werden musste (zehn Einsätze). Unter die weiteren Einsätze der Kategorie „technische Hilfeleistung“ fallen das Auspumpen von Kellern, das Befreien von Personen aus stecken gebliebenen Aufzügen, die Beseitigung von Verkehrshindernissen wie umgefallenen Bäumen, Türöffnungen oder die Rettung von Personen aus Höhen mittels der Drehleiter. Auch verdächtige Wahrnehmungen wie beispielsweise Gasgeruch in Wohngebäuden zählen zum Einsatzspektrum der Wieslocher Floriansjünger. Erst am Jahresende war die Abteilungswehr Wiesloch in einer derartigen Situation zu Hilfe gerufen worden. Behutsam gingen die eingesetzten Kräfte dabei vor, um der Ursache auf die Spur zu kommen. Zunächst musste allerdings das Gebäude vollständig evakuiert werden. Spezielle Gerätschaften und ein umsichtiges Handeln der Beteiligten förderten letztendlich eine Gaskartusche zu Tage, die ihren Inhalt versprühte. Als ungewöhnlichste Hilfeleistung ist jedoch das Abschalten einer Hausstromversorgung zu erwähnen. Die defekte Hausinstallation eines Wohngebäudes wurde durch Experten der Feuerwehr außer Betrieb genommen.Die 38 Brandeinsätze gliedern sich in vier Großbrände, zwei Mittelbrände und 32 Kleinbrände. Die Klassifizierung ist dabei abhängig von den vorgenommenen Strahlrohren, bei einem Großbrand sind dies mehr als drei Rohre. Wie oben bereits erwähnt waren drei der Großbrände in Walldorf, einer ereignete sich während der Umbaumaßnahme im Keller des Rewe-Markts im Eichelweg. Die meisten Brandeinsätze galten glücklicherweise kleineren Schadensfällen wie beispielsweise Flächen-, Container oder Fahrzeugbränden. Dabei genügte oft der Einsatz eines Kleinlöschgeräts oder eines einzigen Strahlrohrs, um der Lage Herr zu werden.Bei den 47 Fehlalarmen wird zwischen böswilligen Alarmen, bei denen die Feuerwehr absichtlich wider besseren Wissens alarmiert wurde, und solchen, bei denen der Hilferufende in gutem Glaube war oder eine technische Störung der Brandmeldeanlage ursächlich war, unterschieden. In letztere Kategorie fielen 43 Einsätze, während vier mal der Notruf absichtlich missbraucht wurde. Böswillige Alarmierungen sind allerdings nicht nur ärgerlich für die Einsatzkräfte, sondern sie haben empfindliche Folgen für den Verursacher, den neben einer Strafe, auch der Kostenersatz erwartet. Dieser ist meist sehr hoch, denn sowohl die Leitstelle in Ladenburg, als auch die Feuerwehr müssen jeden Notruf ernst nehmen und entsprechend der Alarm- und Ausrückeordnung Hilfe schicken. Bei einem gemeldeten Gebäudebrand sind dies mindestens fünf Feuerwehrfahrzeuge, Rettungswagen sowie die Polizei. Ob es sich tatsächlich um einen echten Notfall handelt, stellt sich dann erst an der Einsatzstelle heraus. Ein vorheriges Erkunden, Abwarten oder Zögern der Hilfskräfte hätte hingegen bei einem Ernstfall fatale Folgen. Daher noch einmal der Appell der Feuerwehr, Notrufe wirklich nur bei einem tatsächlichen Notfall abzusetzen. Eine Übersicht über alle Einsätze sowie viele weitere Informationen rund um die Feuerwehr erhält man auf deren Homepage unter www.feuerwehr-wiesloch.de. Über interessierte Frauen und Männer, die sich der Einsatzabteilung anschließen wollen oder deren Förderverein unterstützen möchten, freut man sich natürlich ganz besonders. Kinder und Jugendliche sind bei der Feuerwehr ebenso willkommen und können sich in der Jugendfeuerwehr engagieren. Im Alter von 18 Jahren wechseln diese schließlich in die Reihen der Einsatzmannschaft und sorgen auch künftig für einen Personalstamm, der es erlaubt den Gefahrenpotenzialen einer großen Kreisstadt gerecht zu werden.
Bild 1: Verkehrsunfall BAB 6 – 09.01.2009 (Michael Endres)
Bild 2: Brand Rewe-Markt – 26.06.2009 (Helmut Pfeifer)