(chs). Wer am vergangenen Freitag rund um das Rathaus spazierte, fragte sich,
ob die Feuerwehr in einem Dauereinsatz ist, so viele Blauuniformierte und Feuerwehrwagen waren auszumachen. Doch gab es keinen Brand zu löschen oder eingeklemmte Personen zu befreien, sondern es galt ein erfreuliches Ereignis zu feiern. Die Abteilung der Jugendfeuerwehr beging mit einem großen Festbankett ihr 40-jähriges Bestehen. Blättert man die Festschriften zum 10- und 25-jährigen Jubiläum durch, wird immer wieder davon berichtet, dass es sich um eine verrückte Idee handele, ein solches Vorhaben durchzuführen, denn damals war es nicht selbstverständlich, Jugendfeuerwehren zu gründen. Doch heute, 40 Jahre später, kann sich Wiesloch glücklich und auch stolz zeigen, denn im Gründungsjahr 1967 war es die zweite Jugendfeuerwehr, welche in Baden-Württemberg zustande kam. Heute zählt das Land 1000 Jugendabteilungen, in denen sich Jungen und Mädchen in ihrer Freizeit sinnvoll beschäftigen. Jugendfeuerwehrwart Michael San Jos e konnte aus diesem Grund auch zahlreiche Weggefährten, Gründungsmitglieder, Gönner, Förderer und Freunde im Rathaus begrüßen, darunter auch Festredner Frieder Kircher, der selbst zu den Gründungsmitgliedern zählt und heute seinen Dienst als Leitender Branddirektor der Feuerwehr Berlin versieht. Es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, die Erfolgsgeschichte sowie die Höhen und Tiefen aufzuzählen, aber es bleibt festzuhalten, dass sich die Investition sinnvoll ausgezahlt hat und heute 48 junge Menschen für ein volles Haus sorgen. Michael San Jos e vergaß bei seiner Rede jedoch nicht, all jenen zu danken, insbesondere seinem Gruppenleiterteam und seinem Stellvertreter Steffen Grieb, denn ohne deren persönlichen Einsatz und Engagement wären das 3-tägige Festwochenende sowie die gemeinsame Arbeit nicht zu schultern gewesen. Weiter verglich er die Jugendarbeit mit einer Bergtour, stolz könne man auf den bisherigen Weg zurückblicken, müsse aber auch tief Luft holen, um den weiteren Weg vorzubereiten und diesen erfolgreich zu meistern. Als Meilenstein der letzten Zeit beschrieb er die Gründung des Jugendfördervereins im April dieses Jahres mit großer Unterstützung durch EBM Ursula Hänsch sowie die Einrichtung des ehemaligen THW-Saals als Jugendraum. Dies war auch Anlass EBM Hänsch als Ehrenmitglied in den Förderverein aufzunehmen und ihr die Urkunde zu überreichen. Nicht zuletzt deshalb, weil durch ihre entscheidende Kraft die Beschaffung des neuen Mannschaftstransportfahrzeuges ermöglicht wurde. Ursula Hänsch überbrachte die Grüße des Verwaltungsvorstandes und dankte ausdrücklich dem Gründungsmitglied und heutigen Ehrenkommandanten Rainer Kircher für dessen Zielstrebigkeit, diese Abteilung zu gründen. Er habe die Notwendigkeit erkannt, die Kinder spielerisch an die Arbeit der Feuerwehr heranzuführen, damit sie später in die aktive Wehr eintreten können. Hänsch bezeichnete die Jugendfeuerwehr als Organisation, der es in beispielhafter Weise gelinge, das Ehrenamt herauszuarbeiten. Sie vergaß aber auch nicht, die Arbeit der aktiven Wehrleute zu würdigen, gerade bei der heutigen Arbeitsmarktsituation sei es nicht immer gerne gesehen, wenn die Arbeitnehmer wegen eines Einsatzes den Arbeitsplatz verließen. Auch werde viel Freizeit geopfert, um sich bei Kursen oder Seminaren weiterzubilden, und nicht zuletzt sich selbst während eines Einsatzes Gefahren auszusetzen, um andere zu retten. Sie bieten den Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, vermitteln Werte wie Verlässlichkeit und Hilfsbereitschaft und sorgen dafür, dass die Kids nicht auf der Straße herumhängen. Bürgermeisterin Hänsch dankte allen an der Jugendarbeit beteiligten und wünschte einen regen Zuwachs an Nachwuchs.Richard Eisenbeiss von der Firma Kissel & Wolf bezeichnete die Mitarbeit bei der Wehr für die jungen Menschen als Schlüssel zum Erfolg und als einen wichtigen Baustein für den Nachwuchs die Technik zu beherrschen. Die positiven Erfahrungen mit Gleichgesinnten seien eine großartige Erfahrung für das weitere Leben. Nicht zuletzt aus diesem Grund stelle seine Firma jährlich das Betriebsgelände zur Verfügung, um die Hauptübung der Jungfeuerwehr dort durchführen zu können. Jugendfeuerwehrwart Michael San Jos e nahm diese Dankesworte zum Anlass, Richard Eisenbeiss, David Eisenbeiss jr., Gerhard Spies und Jürgen Schwarz zu sich zu bitten und auch ihnen im Namen des Förderverein der Jugendfeuerwehr die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft zu überreichen. Es ist in der heutigen Zeit nicht üblich einen solchen Partner wie die Firma Kissel & Wolf zu finden. Sie haben uns nicht nur materiell, sondern auch ideel unterstützt, so San Jos e weiter, ebenso wie die weiterVolksbank Wiesloch, Sparkasse Heidelberg, Metzgerei Hörner und das Ingenieurbüro Seewöster. Hermann Schröder, Landesbranddirektor, konnte sich seinen Vorrednern und deren Ausführungen nur anschließen, auch sei er von der ersten Stunde an der Jugendfeuerwehr verbunden gewesen und sprach aus, was viele dachten jeder Euro, der hier investiert wird, spart der Stadt oder der Gemeinde Tausende bei Schäden. Stadtkommandant Peter Hecker merkte an, dass ohne die Jugendlichen der Fortbestand der aktiven Wehr nicht gesichert sei und heute ein Konzentrat aus guten Leuten aus allen Altersklassen zur Verfügung stünde. Sandro Emde, Kreisjugendfeuerwehrwart, führte in seinen Worte aus, was neben der Gründung der Jugendfeuerwehr im Jahr 1967 sonst noch von Bedeutung war, etwa die 1. Herzverpflanzung in Kapstadt, die Besetzung des Gaza-Streifens und der Beginn der Flower-Power-Bewegung. Der 2. Festredner des Abends Frieder Kircher, der selbst zu den Gründungsmitgliedern zählt, richtete den Fokus seiner Rede auf den Ursprung des Feuers in der griechischen Mythologie, vom Wechselspiel von guten und schlechten Erfahrungen. Nur wer Feuer richtig nutzen kann, weiß auch, wie man es beherrschen kann gab Kircher den Jugendlichen und ihren Ausbildern mit auf den Weg.Abteilungskommandant Jürgen Bodri hatte die angenehme Aufgabe, fünf Kameraden, die besonders eng mit der Jugendfeuerwehr verbunden sind, zu würdigen: Rainer Kircher, der Gründungsjugendfeuerwehrwart, der diesem Amt 25 Jahre vorstand und der eigentliche Initiator und Ideengeber ist. Bodri nannte ihn auch den Daniel Düsentrieb der Feuerwehr. Frieder Kircher hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Nicht nur auf örtlicher Ebene, sondern ganz besonders auf Kreis- und Landesebene knüpfte er dort Kontakte zu wichtigen Funktionsträgern, die ihn bis in die Bundeshauptstadt zum heutigen Leitenden Branddirektor geführt haben.Rolf Krämer fungierte als Gruppenleiter und blieb jahrelang als Chefkoch bei Zeltlagern unverzichtbar. Die aktive Wehr bereichert er mit seinem enormen Fachwissen als hauptamtlicher Gerätewart und stellv. Gesamtkommandant. Eine weitere Schlüsselperson, die aus der Wieslocher Wehr nicht wegzudenken ist, ist Gerolf Sauer. Auch in seiner Funktion als Stadtrat liegen ihm die Belange seiner Wehr besonders am Herzen. Als Ausbilder und kommissarischer Stadtbrandkommandant pflegt er u.a. die guten Kontakte zu den Feuerwehren in den Partnerstädten. Karl-Heinz Schweinfurth entstammt einer traditionsreichen Feuerwehrfamilie, er trat früh in die Fußstapfen seiner Vaters und hatte viele Vorstandsämter inne. Seine Tätigkeit im Rathaus ermöglicht oft den kleinen Dienstweg, wie Bodri anmerkte. Als kleines Dankeschön für das großartige Engagement und die geleistete Arbeit überreichten Jürgen Bodri und Steffen Grieb den Geehrten eine Collage und den Ehepartnerinnen für deren großes Verständnis ein Blumengebinde.
Als besonders gelungen befanden die Festgäste die Würdigung, welche Michael San Jose und seinem Gruppenleiterteam zuteil wurde. Neben den tollen Leistungen in Beruf und Schule würdigte Bodri den großen Einsatz für ihre Jugendlichen. Unsere Gruppenleiter machen nicht nur ihren Job außerordentlich gut, sondern zählen auch bei der aktiven Wehr zu den Leistungsträgern, so Bodri. Als äußeres Zeichen der Anerkennung und des Dankes überreichte Bodri Michael San Jose einen Gutschein für das gesamte Jugendleiterteam für einen Besuch in einem Hochseilgarten.Den Abschluss des Festbanketts bildete die Fahrzeugübergabe mit feierlicher Weihe durch Pfarrer Berthold Enz und Pfarrerin Uta von Renzen. Das neue Fahrzeug, ein Mannschaftstransportwagen, wurde durch den Förderverein voll finanziert, unterstützt durch die genannten Sponsoren und weitere Wieslocher Firmen. Die beiden Geistlichen sprachen von den helfenden Händen Gottes, die den Wehrleuten bei ihren Einsätzen zur Seite stehen und sie vor großem Schaden bewahren sollen. Mit einem gemeinsamen Vaterunser und der Segnung des Fahrzeuges ging es zum gemütlichen Teil des Banketts auf dem Platz hinter der ev. Kirche über. Hübsch dekorierte Tische luden die Gäste zum Verweilen ein. Schmackhaftes Fingeressen und kühle Getränke wurden von der Abteilung aus Frauenweiler sowie den Maltesern gereicht. Bei angeregten Gesprächen blieb noch Zeit die Chronologie der letzten 40 Jahren, Revue passieren zu lassen.
Quelle: Schwab, WiWO