Feuerwehr entsendet zwölf neue Feuerwehrseelsorger
Sie müssen die Polizei bei der Überbringung einer Todesnachricht unterstützen, sie spenden Unfallbeteiligten und Rettern Trost bei und nach schweren Unfällen und sie geben denjenigen Halt, die gerade mit ansehen müssen, wie ihr Hab und Gut in Flammen aufgeht: Die Rede ist von den ehrenamtlichen Feuerwehrseelsorgern, die bei den Feuerwehren im Rhein- Neckar-Kreis ihren Dienst tun und bei solchen Einsätzen Erste Hilfe für die Seele leisten.
Da sich das Aufgabengebiet in den letzten Jahren immer weiter entwickelt hat und nicht nur Seelsorger über eine Ausbildung verfügen, um diesen Dienst zu übernehmen, wurde die Feuerwehrseelsorgeeinheit in Psychosoziale Notfallversorgung kurz PSNV umbenannt. Über Mitgliedermangel in der PSNV kann sich Thomas Eisermann, Leiter der Einheit im Rhein Neckar Kreis, nicht beklagen. Im Gegenteil, erst dieser Tage konnten wieder zwölf neue Feuerwehrseelorger im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes entsandt werden.
In der Wieslocher Dreifaltigkeitskirche fand hierzu der Entsendungs-gottesdienst unter großer Beteiligung von Feuerwehrangehörigen aus dem gesamten Kreisgebiet statt und reihte sich damit in die Jubiläumsfeierlichkeiten der Wieslocher Feuerwehr ein. Besondere Höhepunkte waren der Feuerwehrchor der Feuerwehr Ladenburg und die private Band Morgenlicht von und mit dem Feuerwehrseelsorger Hans-Peter Wey, die ihr musikalisches Können eindrucksvoll unter Beweis stellten. Die Seelsorger gingen im Gottesdienst auf die besonderen Umstände der Feuerwehrarbeit und der psychosozialen Nachsorge ein. War es den Feuerwehrleuten vor Gründung der Feuerwehrseelsorge selbst überlassen, sich in der Gemeinschaft oder auf eigene Faust über belastende Erlebnisse auszutauschen, können heute die geschulten und ausgebildeten Seelsorger herangezogen werden.
Diese kommen dann entweder direkt am Ereignisort zum Einsatz oder zur Nachbereitung im jeweiligen Feuerwehrhaus. Dabei steht jeder Feuerwehr und jedem Angehörigen frei, das Angebot zu nutzen. Die ständig steigenden Alarmierungszahlen – zwischen 130 und 160 pro Jahr – zeigen jedoch, dass das Angebot der PSNV gerne genutzt und hoch geschätzt wird.
Da diese Aufgabe auch keine geringe Belastung für die Seelsorger selbst ist, unterstützen sich diese in Gesprächsrunden immer wieder gegenseitig und geben sich in der Gemeinschaft Halt.
Pfarrer Alexander Hafner von der Seelsorgeeinheit Wiesloch bedankte sich, die Feierlichkeiten in der Dreifaltigkeitskirche ausrichten zu dürfen. Er habe allergrößten Respekt vor der Arbeit und den Leistungen der Feuerwehrleute und ihrer Seelsorger. Ihm tat es die evangelische Pfarrerin Birgit Wasserbäch aus Heidelberg gleich. Im Anschluss an den Gottesdienst kamen die Feuerwehrvertreter bei einem kleinen Empfang im Dreifaltigkeitssaal zusammen. Ausgerichtet hatte die Zusammenkunft die Wieslocher Feuerwehr mit tatkräftiger Unterstützung des DRK-Ortsvereins aus der Weinstadt.
In und für die Wieslocher Wehr engagiert sich Helga Brand in der PSNV, die von Berufswegen als Psychologin über weitreichende Erfahrungen verfügt. Mit der Entsendung und dem kirchlichen Segen ist sie nun offiziell und eigenständig einsetzbares Mitglied dieser wichtigen Einrichtung geworden.
Helga Brand stieß vor mehr als zwei Jahren zur Feuerwehr und hat neben einer Ausbildung zur Feuerwehrseelsorgerin auch die einschlägigen Feuerwehrlehrgänge durchlaufen. Sie wird inzwischen regelmäßig zu Einsätzen alarmiert. Dabei ist die Arbeit nicht ausschließlich auf den Bereich Wiesloch beschränkt, sondern erstreckt sich über den gesamten Rhein-Neckar-Kreis.
Wie wichtig die Arbeit von Seelsorgern ist, zeigte sich zuletzt bei schlimmen Unglücken, wie dem verheerenden Brand in Backnang mit acht Todesopfern oder dem schrecklichen Amoklauf in Winnenden und Wendlingen, bei denen Kollegen aus den dortigen Regionen über Tage und Wochen zum Einsatz kamen.
Geschrieben von Marco Friz