Hilfeleistungstag – Helfer probten ganztägig den Ernstfall
Am vorvergangenen Samstag probten die Helfer der Wieslocher Feuerwehr, sowie des Malteser Hilfsdienstes, den Umgang bei Verkehrsunfällen auf der diesjährigen Ganztagesausbildung zum Thema technische Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen.
Angefangen mit einer Theorieeinheit, welche sich u.a. um die Positionierung von Airbags bei modernen Kraftfahrzeugen, die Lage der Fahrzeugbatterien sowie um die sanfte Rettung und die sofortige Crashrettung von Verunfallten drehte, sollte die restliche Ausbildung bei mehreren Praxisfällen im städtischen Bauhof ihre Fortsetzung finden. Aufgrund der regen Teilnahme der Feuerwehrangehörigen, wurde es möglich zwei sogenannte Rüstzüge, bestehend aus mehreren Einsatzfahrzeugen zu bilden und die Einsatzkräfte des jeweils nicht an der Übung teilnehmenden Zug als Beobachter des anderen Zuges einzusetzen.
Um für Abwechslung zu sorgen wurde seitens der Ausbilder darauf geachtet, alle Positionen, angefangen vom Fahrer bis zum Einsatzleiter, rotierend zu besetzen um somit jedem Kamerad die Chance zu bieten einen Verkehrsunfall aus mehreren unterschiedlichen Ansichten bzw. Positionen heraus zu erleben und weiterhin jedem verantwortungsvolle Aufgaben zu übertragen.
Das erste der nunmehr fünf aufeinanderfolgenden Unfallszenarien, drehte sich um einen Alltagsunfall der bundesweit täglich Feuerwehren beschäftigt. Die Rede ist hierbei von einem Auffahrunfall eines PKW auf einen im Stauende stehenden Laster.
Das Hauptaugenmerk, wie auch bei den anderen Verkehrsunfällen, lag dabei stets darauf, die noch lebende Person, unter Rücksichtnahme auf schwerwiegende Verletzungen im Bereich der Wirbelsäule, schonenst und dennoch unverzüglich aus einem Unfallfahrzeug zu retten. Es gilt, von Beginn des Geschehens an, nicht mehr als eine Stunde zu benötigen, um die Person zu befreien und ins nächstliegende Krankenhaus zu verbringen. An dieser Stelle ist das erste Fahrzeug des Rüstzuges zu erwähnen, der Vorausrüstwagen, dessen Zweck darin besteht, auf dem langen Autobahnabschnitt der Wieslocher Wehr möglichst schnell am Unfallort zu sein und unverzüglich mit der Rettung zu beginnen.
Dies überbrückt die Zeit bis der Rüstwagen als eigentlicher Werkzeugkoffer der Feuerwehr eintrifft und mit schwererem und umfangreicheren Gerät die eigentliche Rettung einleitet. Im ersten Fall wurde die von einem Dummy dargestellte Person aus dem Kofferraum gerettet und aus ihrer misslichen Position befreit. Besonderes Augenmerk lag hierbei auf der Abstützung eines Container der den beteiligten LKW darstellte. Weiterhin auf der eigentlichen und an dieser Stelle notwendigen schnellen Befreiung. Abgeschlossen wurde diese Übung wie üblich bei der Feuerwehr, mit einer Manöverkritik, in der die Übungsbeobachter die positiven und natürlich auch negativen Punkte zur Sprache brachten. In diesem Bezug ist zu erwähnen, dass sich in den letzten Jahren in Sachen Einsatztaktik und patientenorientierter, also schonender Personenrettung, bei der Feuerwehr einiges geändert und an die aktuellen Forderungen angepasst hat.
Eine äußerst umfangreiche Notfallausstattung der Fahrzeuge, bestehend aus einem Rettungskorsett, einem modernen Rettungsbrett und mehreren Notfalltaschen sorgt ebenso für eine optimale Versorgung bzw. Befreiung Verunfallter, wie die glückliche Lage der Wieslocher Wehr, über einige medizinisch bewanderter und ausgebildeter Kameraden zu verfügen.
Zu kurz kommen sollte beim diesjährigen Hilfeleistungstag niemand, weshalb auch die Kollegen des Rettungsdienste ihren Tribut zollen mussten. Im zweiten Szenario wurden diese von der gespielten Rettungsleitstelle zu einem Verkehrsunfall mit überschlagenem Fahrzeug angefordert in dem sich noch eine Person befinde solle. Dies machte natürlich den Einsatz der Feuerwehr notwendig, welche sogleich auch hinzualarmiert wurde. Die eintreffenden Kräfte fanden einen auf der Seite liegenden Wagen vor in dem sich tatsächlich noch ein Mensch befand. Diese Person sollte anschließend, unter Ausschluss einer Folgeverletzung von oder durch die Einsatztätigkeiten, aufwendig befreit werden. Zum Einsatz kam hierbei wiederum ein neues Gerät der Feuerwehr, einen neuartige Kettensäge. Diese ermöglicht u.a. das Öffnen von Dächern oder die Heraustrennung einer Verbundglasscheibe. Die nächste Übung erforderte ebenfalls besondere Maßnahmen. Ein überschlagener PKW kam in diesem Fall auf einer Leitplanke zum Liegen die sich teilweise in die Fahrgastzelle verkeilt hatte. Aufgrund der Schwere der Verletzung jedoch entschloss der anwesende Rettungsdienst, die Person unverzüglich zu befreien um die Überlebenschancen zu erhöhen. Dies machte den Einsatz des neuen Plasmaschneidgerätes notwendig, welches in kürzester Zeit die Leitplanke durchtrennte und einen Zugang für die Retter schaffte. Um dem Ganzen eine Schippe draufzulegen war nunmehr Rüstzug 2 an der Reihe um einen Kuriosen Fall zu bewältigen.
In Anlehnung an einen schweren Verkehrsunfall, der sich vergangenes Jahr ereignete und bei dem leider ein junger Mann ums Leben kam, wurde die Rettung von Insassen eines in einen Bach geratenen Kraftfahrzeugs initiiert. Zu den Gerätschaften die in diesem speziellen Fall zur Verwendung kamen, zählt die schwere Seilwinde des Rüstwagen. Diese verhinderte ein weiteres Abrutschen des PKWs sowie das sichere Arbeiten des beteiligten Personals an der Bachböschung. Dieses Szenario, so konnte man unweigerlich feststellen, erforderte ein hohes Maß an Personal- und Materialeinsatz, was den Einsatzleiter veranlasste zusätzlich zu den bereits anwesenden Kräften, weitere mit dem Löschgruppenfahrzeug nachzufordern. In der Absicht ein sicheres Arbeiten sowie einen Austausch erschöpfter Kameraden sicherzustellen, stellt solch eine Nachforderung die einzig mögliche Variante dar.
Der letzte und kurioseste Übungspart, nämlich Nummer 5 sollte zum Abschluss noch einmal alles von den Führungskräften und den Mannschaften vordern, weshalb nun beide Rüstzüge zur Alarmierung bereit stehen sollten. Mit der Alarmmeldung Schwerer Verkehrsunfall mit mehreren eingeklemmten Personen fuhr Zug 1 die Einsatzstelle an, um mit dem zuvor eingetroffenen Rettungswagen die Versorgung und Befreiung zu beginnen. Nach der ersten Lageerkundung durch den Einsatzleiter, beschloss dieser den 2. Rüstzug nachzufordern um der Lage vor Ort gerecht zu werden. Als dieser schließlich eingetroffen war konnte die eigentliche und sehr umfangreiche Rettung begonnen werden. Hierzu zählte auch die traurige Aufgabe einen fiktiven Verstorbenen aus dem Fahrzeug zu bergen. Die weiteren Verletzten wurden nunmehr durch verschiedene einzelne Teams betreut, medizinisch versorgt und anschließend unter Zuhilfenahme des Rettungskorsetts und des Rettungsbretts, dem Rettungsdienst zur Verbringung in die Klinik übergeben. Mit der letzten Kritikrunde neigte sich dieser wohl für alle Teilnehmer lehrreiche Ausbildungstag dem Ende zu und schloss anschließend mit der letzten Kritikrunde ab. Der Dank gilt allen Beteiligten, dem Bauhofleiter zur Verfügungstellung des Übungsgeländes und ganz ausdrücklich den Ausbildern, die keine Mühen gescheut haben, um das Alltagsgeschäft der Wieslocher Feuerwehr um neue Erkenntnisse zu erweitern.